EMMENDINGEN. Auf zwölf Köpfe ist das regionale Team des WEISSEN RINGS angewachsen. Zwei Hospitanten stehen außerdem bereit. Damit betreut und begleitet der Opferhilfeverein Opfer von Kriminalität in den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. Mit 72 Fällen "hatten wir ein heftiges Jahr", sagt Bruno Bösch, stellvertretender Außenstellenleiter, beim Blick auf 2017, das auch von mehreren Tötungsdelikten bestimmt worden sei.
Neben der beratenden Tätigkeit, erläutert Bruno Bösch beim Gespräch, habe der WEISSE RING im vergangenen Jahr in vielen Fällen rechtliche oder finanzielle Hilfe vermittelt und zahlreiche Opfer in Gerichtsverfahren begleitet. Neben der 72 Fälle hat die Außenstelle 100 "immaterielle Fälle" aufgelistet, die sich auf telefonische Beratung oder Vermittlung an andere Hilfsstellen beschränkt hatten. Mitunter habe sie stundenlang einfach nur zugehört, sagt Carmen Schmidlin, die neue ehrenamtliche Mitarbeiterin im Team. Doch gerade bei traumatisierten Menschen müsse man geduldig die Ursache eines Unglücks herausfinden. Nur so könne gezielt geholfen werden. Dafür, sagt Bruno Bösch, seien regelmäßige Fortbildungen an der Akademie des WEISSEN RINGS Voraussetzung. Er selbst habe dort an fünf, sechs Wochenenden im vergangenen Jahr psychologische Seminare belegt, die er für unverzichtbar hält.
Die Kontakte zur Polizei beschreibt Bösch als "ganz, ganz tolle Zusammenarbeit". Die Kommunikation sei hervorragend, die Polizei habe in ihrer alltäglichen Arbeit ein geschultes Auge für den Opferschutz entwickelt. Auch die Kooperation mit der Justiz sei wesentlich besser geworden, ergänzt Monika Toussaint, die Außenstellenleiterin: "Ein Anruf − und dann funktioniert das."
Carmen Schmidlin ist froh und dankbar, wie sie sagt, in einem Team arbeiten zu können, in dem Leute mitwirken, "die alle aus anderen Berufen kommen". Jeder habe somit einen unterschiedlichen Blickwinkel. "Das gefällt mir." Und da sie sich gut aufgenommen fühlt, will sie dabei bleiben. Die Frage, weshalb sie beim WEISSEN RING eingestiegen ist, beantwortet sie zunächst mit "wenn man in Rente geht, hat man viel Zeit", verweist dann jedoch auf ihre 40 Jahre lange Erfahrung als Sonderschulpädagogin und Beraterin im Bereich der Frühförderung von Kindern. Die bisherige Arbeit der Opferschutzorganisation beschreibt sie als "manchmal fordernd", wobei ihr das Wissen, "wie man mit Krisen zurechtkommt", sehr geholfen habe.
Der Außenstelle ist von ihrem bisherigen Sponsor ein größeres Büro in Aussicht gestellt worden. Das, sagen Bruno Bösch wie Monika Toussaint, sei dringend nötig. Für Beratungsgespräche brauche es einen dafür geeigneten Raum. Schließlich könne mit Opfern beispielsweise von häuslicher Gewalt nicht in deren Wohnung, dem Tatort, gesprochen werden. Die Spenden, die der WEISSE RING bekomme, seien jedoch nicht dazu da, um ein Büro einzurichten. Das sei ein Prinzip, erläutert Monika Toussaint, weshalb für die Einrichtung des größeren Büros jenseits üblicher Spendenwege um Unterstützung geworben werde. Die Außenstelle nehme gerne entsprechende Kontakte auf.
Am Donnerstag, 22. März, ist bundesweiter "Tag der Kriminalitätsopfer". Am Tag darauf, am Freitag, 23. März, macht der WEISSE RING vor dem Alten Rathaus in Emmendingen mit einer Präventionsbeauftragten des Freiburger Polizeipräsidiums an einem Infostand auf seine Arbeit aufmerksam.
Für das kommende Jahr, sagt Monika Toussaint, werde daran gedacht, etwas Vergleichbares im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald aufzuziehen.